sandsturm jaenschwalde juli2014 - www.ideengruen.de | markus pichlmaierHeftiger Sandsturm aus dem Tagebau verdunkelte Welzow – Umweltausschussvorsitzende für Offenlegung der Pläne von Vattenfall für Wetterextreme

Ein heftiger Sandsturm traf am Mittwochabend die Stadt Welzow mit voller Wucht. Aus dem benachbarten Tagebau wurden enorme Mengen an Straub und Sand durch die Luft geweht, die den Himmel verdunkelten. „Es kribbelt in den Augen, es knirscht zwischen Zähnen! Ich brauch den Sch.... echt nicht!“ schrieb eine Welzowerin im sozialen Netzwerk Facebook und stellte ein Video des Sandsturms online. „So heftig war es schon lange nicht mehr“, sagte die Stadtverordnete Hannelore Wodtke (Parteilos). Der Sand kroch in alle Ritzen und wirkte wie Schmirgelpapier. Auto konnten nur mit Licht fahren und frisch gewaschene Wäsche auf der Leine war im Handumdrehen schmutzig. Über die gesamte Stadt legte sich ein Schicht aus Sand, Staub und Dreck, berichtet Wodtke.

IMG 2933Betroffene von Bergschäden durch den Braunkohletagebau gründeten gestern in Cottbus eine gemeinsame politische Vertretung. Nach dem Vorbild der erfolgreichen Vereinigung im Kohleland Nordrhein-Westfalen wollen die Lausitzer Bürger aus den Regionen um die Tagebaue Jänschwalde,  Cottbus Nord und Welzow Süd unter dem Namen „Netzwerk Bergbaugeschädigter e.V. der Lausitzer Braunkohleregion (i.G.)“ gemeinsam für ihre Rechte kämpfen. Als erste Vorsitzende wurde Petra Franz aus Neupetershain (Oberspreewald-Lausitz) gewählt.  Zu den Gründungsmitgliedern gehören auch die Landtagsabgeordneten Monika Schulz-Höpfner (CDU), Sabine Niels (B90/ Die Grünen) und Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (Linke).

Scharfe Kritik an den Geheimverhandlungen der Stadt Welzow mit dem Konzern Vattenfall zu den Ausgleichszahlungen für den Tagebau äußerten betroffene Bürger. "Es kann nicht angehen, dass wir als Betroffene nur das Ergebnis vorgesetzt bekommen, während die traditionell kohlefreundliche SPD mit Vattenfall hinter verschlossenen Türen über unsere Zukunft verhandelt", kritisierte die Spitzenkandidatin der "Grünen Zukunft Welzow" für die Stadtverordnetenwahl am 25. Mai Hannelore Wodtke. Nach Informationen des RBB wurde eine erste Einigung zwischen der Bürgermeisterin Birgit Zuchold (SPD) und Vattenfall erzielt. Zu den genauen Zahlen sei aber Stillschweigen vereinbart worden.

Die Ergebnisse einer Messung von Lärm durch den Braunkohle-Tagebau wurden letzten Donnerstag in Welzow unter Ausschluss der Öffentlichkeit präsentiert. Die Bürgerinitiative "Vermutete Bergschäden" kritisierte das Vorgehen der Stadt als "absolut intransparent".  Nach massiven Protesten wegen der ansteigenden Lärmbelastung stellte im Herbst 2013 der Braunkohle-Konzern Vattenfall der Stadt Welzow einen Überwachungswagen für Lärmmessungen zur Verfügung. Im Rahmen einer einmonatigen Messung sollte insbesondere der nächtliche Lärm durch die Tagebauanlagen untersucht werden. Deren Ergebnisse wurde gestern im Welzower Rathaus bekannt gegeben.  Unter Führung der Welzower Bürgermeisterin Birgit Zuchold (SPD) wurde eigens eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit dem Problem der Lärmbelastung befasst. Seit 2013 änderten die Förderanlagen zum Abbau der Braunkohle - wenige Meter neben der Stadt - ihre Positionen und verursachen bei Ostwind-Wetterlagen unerträgliche Lärmbelastung.

Welzow-5509Die Wählervereinigung "Grüne Zukunft Welzow" nahm einen ersten Meilenstein auf dem Weg zur Stadtverordnetenwahl am 25. Mai in Welzow. Hannelore Wodtke, Günter Seifert und Regina Reichmuth stellten am Freitagabend in der Welzower Kumpelklause ihr Programm vor und diskutierten mit etwa 25 Gästen fast zwei Stunden lang. Dabei ging es vor allem um die Probleme und die Zukunftschancen der Stadt am Tagebau. Günter Seifert stellte eingangs klar: "Wir sind nicht gegen den aktuellen Tagebau und keiner von uns fordert einen sofortigen Stopp des Tagebaus". Jeder der jetzt seine Lehre bei Vattenfall macht, hat noch eine lange Zeit in einem sicheren Job. Aber auch danach sei noch viel zu tun, da die Rekultivierung der zerstörten Flächen noch Jahrzehnte dauern wird, so Seifert.

Grundgesetz - Artikel 1

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.